
Unsere Positionen
Unsere Positionen zur Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben
- Lebensqualität verbessern
- Kindeswohl priorisieren
- Demografische Effekte mitdenken
- Wirtschaftliches Wachstum
- Finanzielle Gleichstellung erreichen
- Erhöhung der Erwerbsbeteiligung
- Wirtschaftliches Wachstum fördern
1. Lebensqualität verbessern
Eltern kommen im Alltag zwischen Beruf, Familie und Leben zunehmend an ihre Grenzen und fühlen sich erschöpft.
Die Nachfrage für Mutter-Kind-Kuren ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Ursachen dafür sind u.a.
- fehlende Betreuungsplätze, unzuverlässige und verkürzte Betreuungszeiten an Kitas
- Personalmangel an Kitas, Schulen und in der Pflege
- unzureichende Qualität der Betreuungseinrichtungen
- fehlendes Familienbewusstsein im beruflichen Kontext
All das wirkt sich letztlich auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von berufstätigen Eltern aus.
Pflegenden Angehörigen geht es ähnlich. Auch sie kommen an ihre Grenzen und sind erschöpft. Die Ursachen dafür sind u.a. :
- der Pflegenotstand
- fehlende Betreuungsplätze in Alters- und Pflegeheimen
- mangelndes Bewusstsein auf Seiten der Arbeitgebenden
Lebensphasenorientierte Arbeitsmodelle, eine familienbewusste Unternehmenskultur, flexible Arbeitszeiten, verlässliche und qualitativ hochwertige Betreuungsangebote für Kinder und neue Konzepte in der Pflege sind einige der wichtigsten Säulen für die Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf, Familie, Pflege und Leben.
Stressreduktion: Flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Möglichkeiten können zu einer signifikanten Reduktion von Stress und Burnout-Risiken führen. Arbeitnehmer berichten von einer 20% geringeren Stressbelastung.
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), „Stressreduktion durch flexible Arbeitszeiten“, 2017
Familienzeit: 75% der Eltern würden gerne mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen, wenn dies mit ihren beruflichen Verpflichtungen vereinbar wäre.
Bertelsmann Stiftung, „Eltern und ihre Zeit für die Familie“, 2018
2. Kindeswohl priorisieren
Erneut weisen hunderte Wissenschaftler auf die Notsituation in deutschen Kitas und warnen vor den Auswirkungen der aktuell mangelhaften Betreuungssituation. Die Lage spitzt sich weiter zu. Am meisten darunter leiden unsere Kinder.
Das Wohl der Kinder muss bei allen Entscheidungen mitgedacht und priorisiert werden. Denn Kinder sind unsere gemeinsame Zukunft.
Entwicklung: Kinder von Eltern, die eine bessere Work-Life-Balance haben, weisen tendenziell bessere schulische Leistungen und weniger Verhaltensauffälligkeiten auf.
Bertelsmann Stiftung, „Kinderwohl und Work-Life-Balance der Eltern“, 2018
Bildung: Kinder profitieren in ihren frühen Entwicklungsjahren von qualitativ hochwertiger Kinderbetreuung, was sich positiv auf ihre kognitive und soziale Entwicklung auswirkt.
DJI, „Qualität der Kinderbetreuung und kindliche Entwicklung“, 2017
3. Demografische Effekte mitdenken
Unsere Gesellschaft wird älter und die Geburtenrate sinkt. Familien werden kleiner. Wir werden in Zukunft weniger Verwandte haben und weniger auf familiäre Unterstützung zurückgreifen können. Der Druck auf staatliche Unterstützungssysteme wird steigen – vor allem in der Kinderbetreuung und Pflege.
Diese Entwicklungen stellen uns schon jetzt vor große Herausforderungen, die wir nur mit neuen Ansätzen lösen können. Die gelingende Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Leben ist hierfür ein wichtiger Schlüssel.
Geburtenrate: Die Geburtenrate könnte um bis zu 0,2 Kinder pro Frau steigen, wenn die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert wird.
Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB), „Geburtenrate und Vereinbarkeit“, 2018
Altersstruktur: Langfristig könnte dies zu einer ausgeglicheneren Altersstruktur führen und die Belastung des Rentensystems verringern.
Stiftung Familienunternehmen, „Demografische Effekte besserer Vereinbarkeit“, 2019
4. Wirtschaftliches Wachstum
- Produktivität: Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat festgestellt, dass Länder mit besseren Vereinbarkeitsmöglichkeiten tendenziell höhere Produktivitätsraten aufweisen. In Deutschland könnte die Arbeitsproduktivität um bis zu 5% steigen, wenn die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert wird. (OECD, „Work-Life Balance and Productivity“, 2019)
- Fachkräftemangel: Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) könnten bis zu 1,2 Millionen zusätzliche Arbeitskräfte aktiviert werden, wenn die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert wird. (Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW), „Fachkräftemangel und Vereinbarkeit“, 2019)
- Wertschöpfung: Die deutsche Wirtschaft hätte ein zusätzliches Wertschöpfungspotential von fast 100 Milliarden Euro (DIHK 2023)
5. Finanzielle Gleichstellung erreichen
Frauen verdienen in Deutschland rund ein Fünftel weniger als Männer. Gemessen am durchschnittlichen Bruttostundenverdienst der Männer liegt der Verdienstabstand zwischen Männern und Frauen (Gender Pay Gap) bei 18 Prozent. Die daraus resultierenden geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Alterseinkünften (Gender Pension Gap) liegen bei 29,9 Prozent. Jede fünfte Frau in Deutschland ist ab 65 Jahren armutsgefährdet.
Die Altersarmut von Frauen kostet den deutschen Staat schätzungsweise mehrere Milliarden Euro jährlich, wenn man Grundsicherung, Wohngeld und Gesundheitsausgaben zusammen betrachtet. Die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Altersarmut von Frauen sind erheblich. Ohne Reformen im Renten- und Arbeitsmarktbereich dürften diese Kosten weiter steigen.
Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf, Familie, Pflege und Privatleben können die geschlechtsspezifische Einkommenslücke um bis zu 15% reduzieren. (DIW Berlin, „Geschlechtergerechtigkeit und Einkommenslücke“, 2019).
60% der Eltern, die flexible Arbeitszeitmodelle nutzen, bewerten die Vereinbarkeit von Beruf und Familie als gut oder sehr gut.
BMFSFJ, „Bewertung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch Eltern“, 2018
6. Erhöhung der Erwerbsbeteiligung
Die Erhöhung der Erwerbsquote von Frauen hat positive Auswirkungen auf Wirtschaft, Gesellschaft und Geschlechtergerechtigkeit. Sie trägt zur Sicherung des wirtschaftlichen Wohlstands, zur Stärkung der sozialen Sicherungssysteme und zur Schaffung einer gerechteren, vielfältigeren und innovativeren Gesellschaft bei.
Flexible Arbeitszeitmodelle und gute Kinderbetreuungsangebote können die Erwerbsquote von Frauen erhöhen. Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) könnte die Erwerbsquote von Frauen um bis zu 10 Prozentpunkte steigen, wenn die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert wird. (DIW Berlin, „Erwerbsquote von Frauen und die Auswirkungen besserer Vereinbarkeit von Beruf und Familie“, 2020). Das BMFSFJ errechnete, dass 840.000 Vollzeitäquivalente den Fach- und Führungskräftemangel abmildern, wenn Frauen nicht ihre Arbeitszeiten reduzieren müssten, um Care-Arbeit zu übernehmen. Noch nicht eingerechnet sind die Stunden all der pflegenden Angehörigen, die von einer verbesserten Vereinbarkeit von Beruf und Pflege auch hinsichtlich ihrer Erwerbstätigkeit profitieren würden.
Eine erhöhte Erwerbsquote von Frauen führt zu einer Reduzierung der Altersarmut bei Frauen und auch Kinder – insbesondere die von Alleinerziehenden – wären weniger oft von Armut betroffen. Die Sozialkassen würden weniger belastet und die Steuereinnahmen gleichzeitig ansteigen.
7. Wirtschaftliches Wachstum fördern
Für eine lebenswerte Zukunft brauchen wir eine starke Wirtschaft. Gelingende Vereinbarkeit ist dafür einer der wichtigsten Hebel.
Der aktuelle Fach- und Führungskräftemangel kostet die deutsche Wirtschaft ein Wertschöpfungspotential von fast 100 Milliarden Euro (DIHK 2023). Geld, das unserem Staat, unserer Gesellschaft, unseren Sozialkassen fehlt. Geld, das wir dringend für die Bildung, für den Ausbau der Kinderbetreuung und den Aufbau von Pflegepersonal brauchen. Bis zu 1,2 Millionen Vollzeitäquivalente können aktiviert werden, wenn die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert wird. (Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW), „Fachkräftemangel und Vereinbarkeit“, 2019)
Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben würde aber nicht nur dem Fach- und Führungskräftemangel entgegenwirken, sondern zusätzlich auch noch die Produktivität steigern. Laut der OECD Studie „Work-Life Balance and Productivity“ (2019) weisen Länder mit besseren Vereinbarkeitsmöglichkeiten tendenziell höhere Produktivitätsraten auf. In Deutschland kann die Arbeitsproduktivität um bis zu 5 Prozent steigen, wenn die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert wird.